Bahnfahren und Wandern verbinde ich gerne: erst gemütlich in eine Richtung chauffiert werden und anschließend mit Blick auf die vorbeirauschenden Züge zu Fuß zurück. Daher waren die Bahnwanderwege auf steirischer und niederösterreichischer Seite des Semmerings sowie entlang der Gleichenberger Bahn bald absolviert.
Bis ich eines Tages in der Südsteiermark vor einen einsamen Wegweiser stand, der von einem Grenzland-Bahnweg mit der Nummer 11 erzählt. Informationen über den genauen Verlauf waren kaum zu bekommen, daher beschließe ich den Weg an diesem herrlichen Wintertag zu erkunden.
In Spielfeld besteige ich die Radkersburger Bahn um 20 Minuten später den kleinen Bahnhof Gosdorf zu erreichen, wo ich den Beginn des Weges vermute.
Mit der Annahme, dass der Weg im Osten nicht über den kleinen Ort Gosdorf hinausreicht, scheine ich richtig gelegen zu haben. Denn ein Grenzland-Bahnwegweiser findet sich hier nur in eine Richtung, ein gelbes Schild verlautbart das heutige Wandermenü:
An der Brücke des gefrorenen Saßbachs beginnt er also, der 11er Weg. Schon oft bin ich hier zum Aussichtsturm an der Mur spaziert, um dann den Gestaden des großen Flusses nach Spielfeld zu folgen. Heute gibt aber Eisen statt Wasser, Schiene statt Fluss die Marschrichtung vor.
Hätte ich nicht bereits vom Zug aus einen Wegweiser neben der Bahnstrecke gesehen, hätte ich den richtigen Ausgang aus Gosdorf-City nicht gefunden. Denn in der Kompass-Karte ist der Weg genauso unvollständig wie fehlerhaft verzeichnet.
Mit diesem Foto, aufgenommen nur fünf Minuten nach dem Start, könnte ich den Bericht auch schon wieder abschließen. Denn das Panorama ändert sich nicht mehr wesentlich. Eisenbahnschienen zur einen, verschneites Flachland zur anderen Seite.
Viele Züge verkehren hier nicht und wenn, dann rauschen sie fast lautlos vorbei. Lediglich ihr Hupen an den vielen kleinen Bahnübergängen kündigt sie schon von weitem an.
Wenn man sich schon nicht auf die Karte verlassen kann, wünscht man sich zumindest eine ordnungsgemäße Beschilderung. Doch leider geben auch viele Wegweiser Rätsel auf. Dieser hier zum Beispiel schämt sich gerade dermaßen ob seiner verdrehten Richtungsangaben, dass er sich vor mir im Buschwerk versteckt.
Der nächste Punkt geht an die Karte, denn ohne ihre Hilfe hätte ich die folgende unscheinbare Abzweigung – hinten links – übersehen. So muss ich später, als mir doch einige Zweifel kommen, nur einen halben Kilometer zurückgehen…
Entscheidungen über Entscheidungen: Entweder nasse Füße oder verboten über die Eisenbahnbrücke? Der Umweg wäre trocken und legal, aber groß. Zum Glück lindern die bereits vorhandenen Fußspuren im Schnee das ohnehin nur in geringem Umfang vorhandene schlechte Gewissen.
Da hamma’s wieder, das gewohnte Panorama!
Wem es unterwegs zu blöd wird, der kann in Mureck, Weitersfeld, Lichendorf sowie Schwarza an den dortigen Bahnsteigen in die Bahn steigen und den Bahnweg Bahnweg sein lassen. Aber ich denke gar nicht dran, mir taugt’s endlich einmal ohne Kraftanstrengung durch eine verschneite Winterlandschaft streichen zu können.
Meine Karte schwört Stein und Bein, dass durch das Gestrüpp ein Weg führen soll, ich ziehe die gefrorenen Traktorspuren im benachbarten Feld vor. Heute geht das, im Sommer, frage nicht…
Das kleine, schwarze Kästchen links der Gleise stellt übrigens den Bahnhof Schwarza dar.
Dort trennen sich Bahn und Wanderweg, über Gersdorf – ein verwirrter Wegweiser will es dort noch einmal spannend machen – geht’s zurück zum Bahnhof Spielfeld-Straß.
Fazit: Für die etwa 16 Kilometer habe ich knapp 4 Stunden gebraucht, Höhenmeter waren so gut wie nicht vorhanden. Auch wenn es mir persönlich gefallen hat und mir die gelegentliche Wegsuche Spaß gemacht hat, uneingeschränkt empfehlen will ich diese Wanderung nicht.
Nicht nur weil sowohl Karte als auch Wegweiser den unbedarften Wanderer immer wieder in die Irre schicken, auch der Verlockung die Eisenbahnschienen zu queren habe ich seltener widerstanden als man eigentlich sollte. Immer wieder in der Meinung, dass es auf der anderen Seite besser zu gehen wäre, weil sich der Weg wieder einmal rar gemacht hat.
Und noch etwas Erwartungs-Management: Um einen Eisenbahn-Themenweg handelt es sich hierbei nicht, der Weg heißt nur deshalb so, weil er der Bahnstrecke folgt. Wer so etwas sucht ist mit den eingangs verlinkten Wegen am Semmering oder der abwechslungsreichen Strecke bei Bad Gleichenberg besser bedient.
Um zumindest das Kartenproblem ein für alle Mal aus der Welt zu schaffen, habe ich die Route – nach bestem Wissen und Gewissen – bei Openstreetmap eingetragen. Damit sollte die Wegfindung kein Problem mehr darstellen.
Höchste Zeit, einmal DANKE zu sagen für deine Berichte. Bin einer von der “alten Garde”. Nordsüdweg 1979, dann E6 Yu usw.
Von wegen Bahnwanderwege, deren gibt’s viele. Hab mit Standquartier Mürzzuschlag z. b. entlang des Railways Semmering-Bruck gemacht. Von meinem Heimatbahnhof Wien Praterstern gehts z. Zt. zum Bahnhof Semmering. Immer mit Abstecher rechts und links des Schienenstrangs, immer auf der Suche auch nach kleinen Dingen,auch bergwärts, je nach Lust und Laune.
Aber wem sag ich das, an deinen Fotos sieht man, daß auch du Entdeckungen nicht abgeneigt bist. Also, wenns an Wanderzielen mangelt, mach dich auf die Schienen!
Gut Fuß weiterhin dir und deinen Begleitern mit Gruß aus Wien von Horst
Anscheinend ist was schiefgelaufen?!
Aber nicht doch, nicht. Hat nur ein bisschen gedauert, bis ich den Kommentar händisch freischalten konnte!
Danke für deinen netten Kommentar!
Dann ist’s ja gut. Wünsch noch viele schöne Stunden unterwegs!
???