Mariazellerweg NÖ: Im Dunkelsteinerwald

Langsam kommen wir uns vor wie die Eichhörnchen. Nur, dass wir nicht mühsam Nüsse für den langen Winter sammeln müssen sondern weil dass wir fast schon einzeln die Etappen des Niederösterreichischen Mariazellerwegs aufklauben.

Noch dazu sind diesmal die Tagesetappen sehr ungleich verteilt. Sind wir am Samstag läppische 5 Kilometer unterwegs, erwarten uns am Sonntag etwa 30. Wir hätten’s gerne besser aufgeteilt, aber die spärlich gesäten Unterkünfte machen’s nötig.

Diesmal wandern wir quer durch den verschneiten Dunkelsteinerwald, von Stein an der Donau in die niederösterreichische Hauptstadt St. Pölten.

Tag 7: Stein/Donau – Unterbergern

Für nicht einmal sechs Euro bringt uns das Taxi vom Bahnhof in Krems zum Rathausplatz in Stein, wo wir vor drei Wochen unseren Abschlusskakao getrunken haben. Wir spazieren durch schöne, mittelalterliche Gässchen und verlassen Stein schließlich durch das Stadttor.

Obwohl es an Gründen hierzubleiben nicht mangelt…

Wir müssen nun über die Donau drüber, und das geschieht hier streng nach Wanderwegen sortiert. Welterbesteig und Tullnerfelder Rundwanderweg 675 links, Mariazellerweg 06 rechts.

Von Mautern dann weiter nach Mauternbach, wo wir sicherheitshalber bei einem Heurigen einkehren, denn zu Essen werden wir heute sonst nichts mehr bekommen. Als wir nach Brettljause und Bratlfettnbrot wieder vor die Türe treten ist es schon dunkel und mit unseren Stirnlampen stolpern wir über die Römerstraße, von der wir auf das nächtliche Krems blicken können.

Etwas abseits des Weges liegt Unterbergern, dort beziehen wir in einer schönen Ferienwohnung Quartier. Nicht ganz günstig, aber im Tiefparterre hält diese eine angenehme Überraschung für uns bereit:

Tag 8: Unterbergern – St. Pölten

Früh am Morgen marschieren wir also auf der Straße von Unter- nach Oberbergern, wo gleich einmal klargestellt wird, dass das Wandern im Dunkelsteinerwald ein für beide Geschlechter gleichermaßen lebensgefährliches Unterfangen ist.

Einmal gestorben ist es dann mit der Gleichberechtigung aber auch schon wieder vorbei. Der Toten Frau wird eine schmucke Kapelle gewidmet…

…während sich der Tote Mann mit einem schlichten Holzkreuz begnügen muss.

Der Dunkelsteinerwald ist heute weder dunkel noch steinig. Dafür aber einsam. Den ganzen Tag wird uns lediglich ein Wanderer entgegen kommen und selbst der hat Langlaufskier an den Beinen.

Etwas aus Raum und Zeit gefallen wirkt dieser Grenzstein. Aufschrift: Salzburg 1700.

Im Mostviertel des 21. Jahrhunderts beschäftigt uns jedoch der hart gefrorene Schnee, der uns zwar meist gut fortkommen lässt, uns gelegentlich aber die Beine unter dem Körper wegzuziehen droht.

Für kurze Zeit verlassen wir den Wald um die Ortschaft Weyersdorf zu durchqueren. Sowohl Gasthaus als auch Pension haben lange zugesperrt, wir nutzen daher ein Buswartehäuschen als Windschutz in unserer kurzen Pause.

Weyersdorf hinter uns lassend, wenden wir uns dem südlichen Kapitel des Dunkelsteinerwalds zu.

Oh, Wanderer, spricht das Kreuz am Wegesrand
stehe still und bete hier,
denn unverhofft kommt der Tod zu Dir!

…und pass vor allem auf die verdammten Eisplatten auf!

Die Rutschbahn bringt uns nach Hausenbach und damit endgültig aus dem Dunkelsteinerwald heraus. Nun marschieren wir auf wohltuendem (!), eisfreiem Asphalt nach Neidling. Es ist Sonntag mittag und wir sehen plötzlich eine größere Ansammlung geparkter Autos vor uns, diese Kombination lässt in uns die Hoffnung auf ein gutes Wirtshaus aufkeimen.

Und tatsächlich: Bereits nach der nächsten Kurve bietet sich die Gelegenheit, zwei heiße Suppen und frisches Teewasser für die Thermoskanne zu bestellen! Ach, wie tut das gut…

Von Neidling nach St. Pölten marschieren wir durch weite Felder, die folgenden zwei Ansichten desselben Baumes geben einen guten Eindruck der Herausforderungen der zweiten Tageshälfte.

Letzter Zivilisationskontakt vor St. Pölten ist Waitzendorf, es scheint ein Ort der Verbote zu sein. Aber die Missbilligungen gelten nur den vierrädrigen und vierbeinigen Passanten, durchgehen ist erlaubt!

Die niederösterreichische Hauptstadt haben wir bereits seit der langen Feldweggeraden im Blick, nach einem langen Wandertag fallen uns am Ziel bereits die Äuglein zu.

Drei Wandertage bleiben noch von hier bis Mariazell, wir würden am liebsten gleich weiter marschieren. Vielleicht klappt es ja am nächsten Wochenende? Ob es die Schneelage schon zulässt?



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