An den Salzsteigweg (auch der 09er genannt) hege ich besondere Erinnerungen, denn er war seinerzeit mein erster abgeschlossener österreichischer Weitwanderweg. 18, über das Jahr 2014 verteilte, Tage lang bin ich damals vom Mühlviertel bis an die slowenische Grenze im Süden gewandert.
Trotzdem gibt es auf diesem Weg noch mir unbekannte Abschnitte, denn mancherorts darf aus verschiedenen Routenvarianten gewählt werden.
Und so ist es auch ganz oben im Mühlviertel. Anstatt kerzengerade nach Süden zu spazieren, streifen wir – langes Wochenende sei Dank – auf einem dreitägigen Bogen durch die weiten Hügellandschaften im Norden Oberösterreichs.
Tag 1: Bad Leonfelden – Sternstein – Helfenberg
Wie bereits vor vier Jahren beginnt auch diesmal das Abenteuer Bad Leonfeldener Hauptplatz. Von hier warten 45 Minuten Aufstieg zur Waldschenke am Sternstein und von dort noch einmal so lange bis zur Aussichtswarte auf dessen Gipfel.
Dort befindet sich der offizielle Beginn des Weitwanderwegs 09 und gleichzeitig einer seiner Varianten 09A, welche hier zu einem größeren Schwenk nach Westen ausholt.
Im Gegensatz zum trüben Wetter von damals – es reichte die Aussicht gerade bis zu den Wipfeln der um die Warte stehenden Bäume – zeigt sich das Mühlviertel heute freundlich, die Sicht reicht weit in alle Richtungen. Nur die ganz hohen Alpengipfel (etwa der Dachstein) verstecken sich im Dunst.
Also los, wir haben ja heute noch weit zu gehen! Obwohl das Ziel des Salzsteigwegs in Kärnten liegt, führt uns die Variante 09A erstmal nach Nordwesten. Über einen hübschen Steig wird eine Forststraße erreicht, der wir lange folgen. Hier werden Kilometer gemacht.
Beim Windpark, den wir schon von der Warte erblickt haben, verlieren wir einmal kurz den Weg. Vermutlich ist das jedoch unsere eigene Schuld, denn die Markierung ist hier ausgezeichnet. Allerdings gilt das nur für die blau-weißen Zeichen des Nordwaldkammwegs, vom rot-weiß-roten 09A fehlt jede Spur.
Im Bereich von Schönegg erstrahlen die Wiesen gerade gelb vom blühenden Löwenzahn, schöne Wald- und Wiesenwege bringen uns in die Nähe von Guglwald.
Dort steht ein Mahnmal, welches an die Zeiten des Eisernen Vorhangs erinnert. Kaum zu glauben, dass das noch nicht mal 30 Jahre her ist.
2018 jedoch dürfen wir uns über offene Grenzen zu unseren Nachbarn freuen, zumindest für die Kamera machen wir einen kurzen Seitenhüpfer ins Tschechische.
Übrigens: Die Nordwaldkamm-Wanderer dürfen bei Guglwald – je nach Anzahl der Blasen an den Füßen – ihren Wanderdurst nun aus halb vollen oder halb leeren Gläsern stillen.
Wir haben aber gerade erst am Mühlviertler Wanderfeeling genippt und es schmeckt uns ausgezeichnet, immer schöner werden die Wege.
Bei der Helfenberger Hütte (eine Selbstversorgerhütte der lokalen Alpenvereinssektion) müssen wir uns schließlich vom Nordwaldkammweg verabschieden, wir biegen dort nach Süden ab.
Im Bereich des Aviva-Hotels stellen uns Karte und Markierung auf eine Wegfindungsprobe. Laut Karte (ÖK) macht der Weg einige seltsame Windungen, die Markierung fällt hier auch aus. Später sehe ich, dass der Weg auf anderen Karten (Kompass und OSM) einen direkten Verlauf nimmt. Im Nachhinein gesehengesehe wir wohl die schönere, wenn auch längere Route (über den Gipfel “Hintrich”) erwischt.
Und zu regnen beginnt es nun auch, die wasserdichte Monturen werden übergstülpt während es über viele Wiesen ins Tal geht.
Doch von oben bleibt es recht bald wieder trocken, nur diese ergonomisch geformte Sitzgelegenheit hat uns der Rest des Niederschlags verwehrt.
Aber weit haben wir es ohnehin nicht mehr bis zu unserem heutigen Etappenziel, in Helfenberg führt der Weg direkt an unserem vorreservierten Quartier vorbei. Nach 28 Tageskilometern sind wir darüber nicht traurig.
Tag 2: Helfenberg – Oberneukirchen – Gramastetten
Der nächste Morgen beginnt grau und beim Frühstück erkennt man uns sofort als “Weitwanderer”. Auch wenn man uns damit lediglich einen 58 km langen Rundweg unterstellt. Hier muss der Salzsteigweg wohl noch etwas bekannter werden.
Und siehe da, beim Verlassen des Ortes hängt die erste Markierung 109A. Nur mehr schwach lesbar, aber immerhin.
Bis Oberneukirchen wandern wir (mit zahlreichen Ab- und Aufstiegen) auf einem nach Südosten führenden Rücken. Leider entfällt das Panorama heute, aber gerade die eingeschränkte Sichtweite verleiht dem Weg eine besondere Stimmung.
Besonders, wenn ein altes Gemäuer wie die Ruine Piberstein plötzlich aus dem Nebel auftaucht.
Aus der Kategorie “Kurioses am Wegesrand”:
Im Bereich Oberwaldschlag (auf das ehem. Wirtshaus Gstöttner dort weist nur mehr ein kleines Schild an einem Nebengebäude hin) beginnt die Zahl 109A häufiger auf den Wegweisern aufzutauchen.
Von Amesschlag geht’s noch einmal in einen Graben hinunter, dann werden die verlorenen Höhenmeter über steile Waldstufen wieder gutgemacht und schließlich erreichen wir über einen schönen Wiesenhang Oberneukirchen.
In Oberneukirchen findet die Vereinigung der Variante 09A mit der Hauptroute statt. Auf dem direkten Weg wären es nur einige wenige (nicht minder schöne) Wanderstunden gewesen, wir waren hingegen eineinhalb Tage unterwegs.
Es sind gut investierte eineinhalb Tage, wie ich meine, die Variante hat mir ausgezeichnet gefallen. Eine Karte sollte man jedenfalls mitführen, sonst wird es orientierungstechnisch stellenweise mühsam.
Nun müssen wir – auf demselben Weg wie vor vier Jahren – vorbei an der Ruine Lobenstein hinunter nach Untergeng und andertalseits wieder steil hinauf zur Giselawarte wandern. Für die nächsten Stunden ist also bekanntes Wanderprogramm angesagt, die Fotos lasse ich daher unkommentiert.
Das Wetter hat sich mittlerweile deutlich gebessert, so ist auch die Aussicht von der Giselawarte mehr als brauchbar. Der blasse Hügel in der Bildmitte ist übrigens der Sternstein, von wir herkommen.
Anmerkung: Beim letzten Besuch habe ich hier vergebens einen Stempel für mein Wanderbuch gesucht, heute steht ein schöner Stempel bereit, aber ich habe kein Bücherl zum Stempeln mit. Doch das 09er-Abzeichen habe ich ja ohnehin schon an meinem virtuellen Wanderhut stecken.
Beim Gasthaus zur Gis knapp unterhalb der Warte beginnt erneut eine Variante 09A. Anstatt direkt nach Linz zu führen, macht diese ebenfalls einen Umweg in den (wilden?) Westen, um die Donau bei Ottensheim zu queren. Schon bei der Abzweigung ist klar, dass diese Variante besser beschildert sein wird als jene zwischen Sternstein und Oberneukirchen.
Für den Rest des Tages geht es nun bergab, stellenweise auf breiter Spur.
So wie damals habe ich auch diesmal weder auf der Eidenberger Alm noch beim naheliegenden Lamahof ein Zimmer ergattern können, andernfalls hätten wir schon lange die Beine hochgelegt.
Wir müssen daher leider etwas vom Weg abweichen und in Gramastetten übernachten, dieses liegt einige Kilometer westlich des Weitwanderwegs. Und bei dieser Straßenquerung passiert ein Fehler…
Auf die Idee, zu prüfen, ob uns hier ein Bus zu unserem Quartier bringen könnte, kommen wir nämlich erst als wir bereits fast vor dessen Toren stehen. Ärger! Einen Halbstundentakt hätte es sogar gegeben, doch wir marschieren stattdessen noch lange bis wir in Gramastetten ankommen…
Tag 3: Gramastetten – Ottensheim – Linz
Rauf geht’s am nächsten Morgen aber per Bus, der Weg ins Tal war gestern zwar nett, aber nochmals müssen wir ihn nicht sehen.
Vorbei an der Ansiedlung Amberg wandern wir über Wege und Straßen hinunter zum Bleicherbach, dem wir dann lange talaus folgen.
Wer jeden Meter eines Weitwanderwegs zu Fuß zurücklegen möchte – Stichwort connecting footsteps – darf in Ottensheim einen kleinen Konflikt mit seinem Gewissen austragen: keine Brücke führt hier über die Donau, nur per Rollfähre kann übersetzt werden. Und zu schwimmen ist auch nicht unbedingt ratsam.
Am anderen Ufer folgen wir erst lange einem Treppelweg entlang der Donau bevor es schließlich nahe des Klosters Wilhering hinauf in den Kürnberger Wald geht.
Relativ unspektakulär wird diese große Waldfläche vom Salzsteigweg durchquert, ausschließlich auf Forststraßen erreichen wir Leonding bei Linz. Dort endet die Markierung.
Wer nun am Salzsteigweg weiter wandern möchte, wird sich hier nach Südosten halten, um bei Linz-Ebelsberg wieder auf den Hauptweg 09 zu stoßen.
Unser Ziel ist aber der Linzer Hauptbahnhof, um von dort die Heimreise anzutreten. Eine Stunde streunen wir noch gemütlich durch die Vororte von Linz, gönnen uns unterwegs ein Eis bevor schließlich drei wunderbare Wandertage in Oberösterreich ihr Ende finden.