Um 8:43 Uhr steige ich in Pernegg aus der S-Bahn. Frostig kalt ist es an diesem Dienstagmorgen in dem Graben nach Gabraun aus dem zwei Wanderwege auf das Rennfeld führen. Immer noch bin ich unentschlossen, welchen der beiden Wege ich heute wählen soll.
Nun gibt es aber einen guten Grund für eine rasche Entscheidung: Dieser Gefriertruhe möchte ich möglichst rasch entkommen. Noch weiß ich es nicht, aber in einer Stunde werde ich schon an einem warmen sonnigen Aussichtsplatz mein Jausenbrot genießen!
Der Wanderweg mit der Nummer 713 trägt auch den Namen 72-Reihen-Steig. Ich habe nicht mitgezählt, aber wohl genau so viele Serpentinen sind es, die mich auf etwa die halbe Höhe des Rennfelds bringen. Damit nicht genug, beim Hinaufschnaufen sticht mir ein etwas abseits liegender Nebengipfel ins Auge.
Der namenlose, felsdurchsetzte Gupf übt eine geradezu magische Anziehungskraft auf mich aus, ich kann nicht anders als ihn zu meinem abgeschiedenen Frühstücksplatz zu küren.
Wer rastet, der … muss sich danach zumindest wieder aufwärmen. Daher ist es willkommen, dass der Weg bis zur einer Jagdhütte auf einer Zufahrtsstraße mit eher moderater Steigung verläuft. Dann wollen aber auch die verbleibenden Höhenmeter in Angriff genommen werden. Obwohl ich mir einiges auf mein Aufstiegstempo einbilde, werde ich mehrfach überholt.
Was wollen die alle da oben, die Hütte hat doch seit Anfang November nur an den Wochenenden geöffnet? Ich habe mir daher heute einen ruhigen, einsamen Tag erwartet.
Den 1629 m hohen Rennfeld-Gipfel habe ich dann tatsächlich für mich alleine, das aber nur weil das Rennfeld-Schutzhaus wider aller Ankündigungen doch offen hat. Der Hüttenwirt ist eigentlich nur für kleinere Instandhaltungsarbeiten heraufgekommen – und schon hat er die Terrasse voller Gäste. Da setze ich mich gerne dazu!
Die entzückenden Bettler-Hunde sind eigentlich auf einem anderen Berg zuhause, doch die Hüttenwirtfamile vom Eisenerzer Reichenstein geht heute fremd und stattet dem Rennfeld einen Besuch ab.
Da ich diesmal öffentlich angereist bin, muss ich nicht zum Auto zurückkehren sondern habe als Abstiegsziel die Wahl zwischen gleich vier Bahnhöfen, an denen ich die Tour enden lassen kann: Pernegg, Bruck/Mur, Kapfenberg und St. Marein.
Ich peile Bruck an der Mur an, falls mir unterwegs das Tageslicht ausgeht stünde Kapfenberg als Abkürzung zur Verfügung. Nun muss ich zuerst hinunter nach Frauenberg mit der Wallfahrtskirche Maria Rehkogel.
Am Ortsende von Frauenberg erfreue ich mich immer wieder, diese Tafeln hätten eigentlich vor etwa 35 Jahren aus dem Straßenbild verschwinden sollen. Ein aussichtsreiches Bankerl erzwingt hier einen weiteren Stopp.
Es folgt ein ein schöner Steig mit tollen Herbststimmungen. Doch plötzlich kündigt sich ein “Forstliches Sperrgebiet” an! An dem Schild muss ich mich still und leise vorbeischwindeln, ich hoffe es hat mich nicht gesehen…
Über einen langen Rücken komme ich schließlich auf eine Wiese oberhalb von Bruck an der Mur. Schon einmal habe ich hier den Weiterweg gesucht, aber ich kann mich leider nicht mehr an die Auflösung (=noch vor der Wiese rechts hinunter!) erinnern. Ein darniederliegender und schnell überstiegener Zaun sowie zwei Sackgassen später erreiche ich schließlich nach über 22 Kilometern (GPS-Track) in der einbrechenden Dämmerung den Bahnhof Bruck an der Mur.
Am Ende dieses schönen Wandertags ist gerade noch Zeit, mir eine Fahrkarte aus dem Automaten zu drücken und zum allerhintersten Bahnsteig zu sprinten – schon schaukelt mich die S-Bahn wieder der Heimat entgegen.
…bitte um GPX
danke