Am Ausgangspunkt der zwei letzten Etappen

Die Weihnachts­ferien sind vorüber, der Winter ist in unseren Breiten immer noch außer­gewöhnlich schneearm, Werner ist zurück aus Norwegen. Somit kann die Runde um Graz am GUW, dem Grazer Umland Weg, weitergehen.

Nach dem eher flachen und vor allem sehr asphaltlastigen Südteil steht nun der hügelige Norden bevor, der wesentlich netteres Wandergelände verspricht. In zwei Tagesetappen wollen wir die Runde von St. Radegund über den Schöckl, Frohnleiten und Deutschfeistritz bis nach Judendorf-Straßengel schließen.

Tag 4: St. Radegund – Frohnleiten

Die Wettervorhersage meldet einen trüben Tag, wie geschaffen für einen kleinen Spaziergang in niederen Gefilden – auch wenn mit dem Schöckl heute der höchste Punkt des GUW bevorsteht. Doch die Wetterfrösche irren, so steigen wir bei Prachtwetter in St. Radegund aus dem allerersten Bus.

Eisiger Aufstieg
Sonniger Aufstieg

Am Schöckl liegt etwas Schnee, trotzdem schaffen wir den Aufstieg schneller als gedacht in 1:15 Std. Die Temperaturen sind außergewöhnlich warm, nur oben am Plateau pfeift der Wind, für das kurze Stück vom Stubenberghaus zum Gipfelkreuz müssen die Jacken aus dem Rucksack.

Erster Blick auf Graz
Frostiger Geselle entlang des Wegs
Aussicht aufs Grazer Becken
Stubenberghaus (1)
Stubenberghaus (2)

Vom Gipfel sehen wir bereits das nächste Tagesziel, den Hochtrötsch, neben dem Schöckl der einzige Punkt an dem es am GUW über 1000 m hinausgeht.

Am Schöckl-Westgipfel (1445m)
Blick zum Hochtrötsch, dem nächsten Gipfel

Vorher müssen wir jedoch ganz hinunter, 1000 Höhenmeter Abstieg warten. Vorbei an der Johann-Waller-Hütte und dem Theisslwirt geht es hinab zum Sandwirt im Rötschgraben, diesen erreichen wir ziemlich genau zur Mittagszeit.

Im Kesselfall (1)
Im Kesselfall (2)

Ein guter Zeitpunkt, denn die Sonne scheint nun genau in die Kesselfallklamm hinein, über Leitern und Brücken steigen wir die derzeit wasserlose Klamm hinauf. Bald – mittlerweile ist es GUW-Tradition, die erste Pause erst nach 4 Stunden Gehzeit einzulegen – erreichen wir Semriach.

Semriacher Lurgrotte
Der Beweis: Wir waren am GUW!

Nun weiter zum Semriacher Eingang der Lurgrotte – da war ich schon ewig nicht mehr drinnen. Dann beginnt der Aufstieg auf den Hochtrötsch, der durch die Ortschaften Lur und Schönegg führt.

Werner am Hochtrötsch
Abstiegseiertanz

Forstarbeiten hindern uns fast daran, den Gipfel des Trötsch (1239 m) zu erklimmen, aber wir erreichen ihn doch. Der Abstieg ist steiler als erwartet, die Dämmerung ist auch nicht aufzuhalten. Um 17:15 Uhr erreichen wir – schon in der Dunkelheit – den Bahnhof von Frohnleiten, die nächste S-Bahn nach Graz lässt auch nicht lange auf sich warten.

Wetterstimmung bei Sonnenuntergang
Frohnleiten bei Nacht

Tag 5: Frohnleiten – Judendorf Straßengel

GUW Wegweiser

Wieder steht ein trüber Tag bevor, diesmal hält sich das Wetter an die Vorhersage. Schon beim Start am Bahnhof von Frohnleiten schneit es leicht, was es dann auch den ganzen Tag tun wird.

Heute steht also der Abschluss des GUW am Programm – sofern sich das ausgeht. Schon im Vorfeld ist klar, dass eine lange Etappe mit vielen Höhenmetern auf uns wartet.

Mit 40 Kilometern ist mindestens zu rechnen, aber so ganz genau will ich das aber vorher doch nicht wissen, daher marschieren wir einfach drauflos. Abbrechen können wir ja immer noch…

Frohnleiten am Morgen
Werner beim Holzarbeiten

Der erste Aufstieg führt in die Nähe des Gipfels des Haneggkogels. Ursprünglich wollte ich den Gipfel noch mitnehmen, aber heute versteckt er sich im Nebel. Da kommt die Abzweigung, die der GUW etwa 100 Höhenmeter unterhalb des Gipfels nimmt, sehr gelegen…

Knochenkeller der Kirche oberhalb Deutschfeistritz
Beim Schartnerkogel

Lang und mit einigen kleineren Gegensteigungen gewürzt ist der Abstieg nach Deutschfeistritz, wo der Weg auch noch über den Kirchberg führt. Zwei Stunden hatte ich gehofft, bis hierher zu brauchen, über drei sind es geworden.

Dafür geht es schnell weiter, in einer dreiviertel Stunde erreichen wir das Forsthaus unterhalb des Schartnerkogels. Hier könnten/sollten/müssten wir auf einer Forststraße eben zum Hagensattel queren, doch wir/ich folgen versehentlich den Markierungen in Richtung Gipfel. Den Fehler bemerke ich erst als die vermeintlich richtige Forststraße mitten in der Pampa endet und der Hagensattel 100 Meter unter uns zu sehen ist.

Weg zum Gamskogel (1)
Weg zum Gamskogel (2)

Der Weiterweg zum Gamskogel ist eines der Highlights am GUW, auf einem felsigen Rücken geht es durch erstaunlich alpines Gelände zur Bärenhöhle. Nach 5 Stunden gibt’s die erste Pause am Bankerl bei der Höhle.

Die Bärenhöhle
Etwas Eigenwerbung muss sein!

Kurz geht es noch hinauf zum Gamskogelgipfel, dann beginnt der Abstieg nach Kleinstübing. Drei Varianten bietet der GUW für den Weiterweg an. Eine führt durch das Freilichtmuseum (derzeit geschlossen), eine folgt dem Stübingbach und die dritte – schönste und anstrengendste – geht über den Pfaffenkogel mit all seinen Nebengipfeln.

Der Aussichtsfelsen am Pfaffenkogel bei Schneefall…
…und bei schönerem Wetter (auf einer anderen Tour)

Den Aussichtsfelsen am Pfaffenkogel lassen wir diesmal links liegen, sind eh schon spät dran! Beim LKH Enzenbach kommen die drei Varianten wieder zusammen, nun geht es abwärts zum Stift Rein.

Beim Wiederaufstieg um in die Schirning – den Nachbargraben – zu kommen, zeichnet sich langsam das Ende des Tageslichts ab. Beim Abstieg kommen schon die Stirnlampen zum Einsatz.

Was heute so vom Himmel fällt…
Am Ziel

Ein Hügel ist noch zu überwinden, dann zeigt sich aus der Ferne erstmals die beleuchtete Kirche von Judendorf-Straßengel. Gegen 18 Uhr erreichen wir den Ort und ich kann Werner zu seinem ersten abgeschlossenen Weitwanderweg gratulieren.

Fazit

Nach unserem Geocache-Projekt Let’s RUG! war das schon meine zweite Umrundung meiner Heimatstadt, diesmal in größerem Bogen. Gibt’s Routenvorschläge für die dritte Runde? 😉

In Summe zeigte das GPS auf unserem Weg am GUW 199.4 km, 6300 Hm und 45:45 Std. Gehzeit an.

Wie schon aus den beiden Berichten hervorgeht, hat der Grazer Umland Weg zwei komplett verschiedene Gesichter:

  • Den Südteil würde ich so nicht mehr gehen, sondern ihn eher mit dem Mountainbike oder etappenweise mit den Laufschuhen absolvieren (Update 10 Jahre später: mittlerweile bin ich den gesamten GUW zwei weitere Male gegangen…). Aber er hat mich in einige Gegenden geführt in die ich sonst vermutlich nicht gekommen wäre.
  • Den Nordteil (etwa von Kumberg bis zum Schloss Plankenwarth) kann ich aber als schönen Wanderweg empfehlen. Bei etwas defensiverer Etappenaufteilung lassen sich hier einige schöne Wandertage verbringen.

Ein herzliches Dankeschön an die Naturfreunde Graz für’s Ausdenken dieser Runde! Meine persönlichen Highlights entlang des Weges sind: Schöckl, Kesselfall, die Lurgrotte wäre einen Besuch wert gewesen, der Weg vom Hagensattel zum Gamskogel und der Felsen beim Pfaffenkogel.

Ich habe den gesamten Verlauf des GUW bei OpenStreetMap eingetragen (Übersicht auf Lonvias Karte). Hier gibt es den vollständigen GPS Track als Download.



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