Wieder begleitet uns die Markierung des 02ers

Die mit den Fischbacher Alpen und der Gleinalm schon recht weit gediehene Steiermark-Durchquerung wird dieses Wochenende mit den Seckauer Tauern fortgesetzt. Von einer Überschreitung zu sprechen, wäre diesmal etwas zu hoch gegriffen, nur ganz im Westen, abseits des 2400m hohen Hauptkamms, werden die Seckauer gestreift. Dort wo sie eigentlich schon Triebener Tauern genannt werden.

Der erste Teil hat ein wenig den Charakter einer Verbindungsetappe, ca. 20 Kilometer Straßenanteil erwarte ich, bevor es dann erstmals auf über 2000m geht.

Der Wetterbericht ist etwas wackelig, daher wird die angedachte Biwaknacht am bzw. unterm Kettentörl gestrichen. Das erleichtert den Rucksack genauso wesentlich wie es die erste Tagesetappe verlängert, um zu einer Unterkunftsmöglichkeit zu kommen. Werners Auto haben wir bereits am Vortag in Hohentauern geparkt.

Tag 12: Knittelfeld – Seckau – Ingeringsee – Triebental

Die Etappe beginnt am Bahnhof von Knittelfeld, von wo wir (mit einigen wegfindungsbedingten Umwegen) die Stadt nach Norden in Richtung Tremmelberg verlassen. Wir bestaunen die ausführlichen Wegmarkierungen, verlaufen unmöglich!

Präzise Wegmarkierung (1)
Präzise Wegmarkierung (2)

Noch sind wir frisch und nach 1¾ Stunden stehen wir 550m höher am Gipfel wo wir auch gleich die Aussichtswarte – den “Turm im Gebirge” – erklimmen. Nach Einwurf von einem Euro, darf man sich durch ein recht agressives Drehkreuz wurschteln (Memo to self: nicht mit Rucksack durchgehen!). Die Aussicht ist den Euro mehr als Wert, nur etwas zugig ist es am Turm, daher verlassen wir ihn bald wieder und machen uns an den Abstieg nach Seckau.

Aussichtsturm am Tremmelberg
Ganz schön hoch!
Aussichtsturm – von unten
Seckau

Ab Seckau steht uns jetzt die befürchtete Straßenetappe bevor, daher wechsle ich die Bereifung. Ein altes, ausrangiertes Paar Laufschuhe kommt nun zu seinem letzten Einsatz. Die festen, harten Bergschuhe kommen bis zum Ingeringsee an den Rucksack.

“Bauer Walking”

Der Straßenhatscher entpuppt sich als weniger unangenehm als gedacht. Zwischen Seckau und Ingering II wurde der Weg gegenüber meinem Kartenausdruck verlegt. Die neue Route stellt zwar keine wesentliche Verkürzung dar, führt aber über deutlich verkehrsärmere Straßen und zwischendurch sogar ein Stück Feld/Waldweg.

Werner legt – wie immer in der Ebene – ein ordentliches Marschtempo vor (wird dies heute aber noch bereuen) und so sind wir mit eineinhalb Stunden Vorsprung auf die Zeitangaben im Wanderführer in Ingering II, was wir ausnutzen um im Gasthaus Kaiser einzukehren (Werner: Tagliatelle mit Shrimps, ich: Hausspieß).

Eigentlich wäre laut Wanderbüchlein hier die Tagesetappe schon zu Ende.

Uns trennen jedoch “nur” weitere 10 Kilometer Straße vom idyllischen Ingeringsee, wo wir wieder kurz Pause machen. Ich wechsle hier wieder in die Bergschuhe, die Laufschuhe finden ihr Ende in der örtlichen Rundablage. Weiters erleichtere ich meinen Rucksack um einigen Proviant (nein, nicht in die Rundablage) und schon geht es sich wieder leichter!

Am Ingeringsee

Beim Ingeringsee zeigt sich auch in der Entfernung zum ersten Mal das Kettentörl – da müssen wir heute noch drüber.

Werner, der übers Wasser geht
Gert, der’s dann doch nicht tut

Lang geht es das Tal nach hinten, der Talschluss wäre in der Tat ein schönes Biwakplatzerl gewesen. Trotzdem sind wir froh, die Nacht in einer festen Unterkunft verbringen zu dürfen.

Das bisherige Tempo nagt mittlerweile ordentlich an Werners Energiereserven und er müht sich hinauf bis zum Törl, wo wir uns nur kurz für ein Foto aufhalten, denn der Wind bläst uns ordentlich um die Ohren.

Aufstieg zum Kettentörl
Am Kettentörl (1864m)
Rückblick zum Ingeringsee

Also rasch hinunter, erst durch Latschen, später einen schönen Wald und abschließend über Serpentinen durch einen hässlichen Windbruch. Wir wollen nur mehr zur Bergerhube, unserem Quartier, welches wir nach Vollendung der zweiten Wanderführer-Tagesetappe (und in Summe mehr als einer Marathondistanz) auch erreichen.

Bilanz des ersten Tages: 43.4 km, 1900 Hm, 11:25 Std. Wärst z’erscht net so g’rennt, dann wärst nachher net so eingangen!

Tag 13: Triebental – Knaudachtörl – Geierkogel – Hohentauern

Der zweite Tag beginnt neblig – wenigstens regnet es nicht. Zumindest nicht während wir beim Frühstück sitzen. Als wir die gute Stube verlassen nieselt es bereits und das wird es heute auch die meiste Zeit des Tages tun.

Ein Stück müssen wir den gestrigen Weg zurückgehen, dann zweigen wir aber zur Mödringalm ab. Von dort führt ein sehr netter Steig aufwärts. Zumindest soweit wir das beurteilen können, denn die Sichtweite ist sehr eingeschränkt. Zwischendurch lugen durch den Nebel aber immer wieder “richtige Berge” hervor, langsam beginnt der Zentralalpenweg, seinem Namen gerecht zu werden.

Was zwischendurch aus dem Nebel auftaucht…
Vorm Knaudachtörl: Aufstieg im Nebel

Am Knaudachtörl überschreitet der Weg das erste Mal die 2000-Meter Marke. Die Sonne scheint sich zur Feier des Moments durch den Nebel kämpfen zu wollen, scheitert dabei aber grandios.

Auch die Gams flüchtet vor dem Nebel
Am Knaudachtörl (2009m)
Rückblick zum Knaudachtörl

Danach geht es (vermeintlich) runter zum Triebener Törl. Zuerst schmunzle ich über die Gehzeit am Wegweiser von einer Stunde, doch tatsächlich brauchen wir beinahe so lange. Viele Passagen führen über nasses, flechtenbewachsenes Blockwerk und werden zu einem wahren Eiertanz, serviert an regem Auf und Ab, gewürzt mit Wegfindungsproblematik bei reduzierter Sichtweite. Ein paar umgefallene Markierungssteine stelle ich wieder auf.

Ab dem Triebentörl ist das Wetter dann komplett zu vergessen: Da es nun meist am Kamm dahingeht sind wir dem Wind schutzlos ausgeliefert und der Nieselregen geht immer öfter in “richtigen” Regen über. Und durch das viele Gehen im nassen Gras, steigt der Wasserspiegel in den Schuhen unaufhörlich.

Höchster Punkt heute: Geierkogel (2231m)
Mehr Nebel – Nebelmeer
Aussicht vom Geierkogel wie sie hätte sein können (Archivbild)

Am Geierkogel erreichen wir mit 2231m den höchsten Punkt der Tour, von nun an geht’s bergab, doch bis wir den (wind-)schützenden Wald erreichen dauert es noch eine Weile.

Doch soweit kommt es nicht, denn schon davor macht das Wetter eine Kehrtwendung und blauer Himmel lacht uns an. Hätten wir einfach länger schlafen und erst 6 Stunden später starten sollen?

Am Ende kommt doch noch die Sonne raus
Am Ziel: Tiefblick nach Hohentauern

Bald erreichen wir die Bergstation des Schlepplifts, und steigen über eine Forststraße nach Hohentauern ab.

Bilanz des zweiten Tages: 18.8 km, 1500 Hm, 7:45 Std. Bei schönem Wetter ist’s lustiger.

Und weiter?

Jetzt kommt die Etappe, auf die ich mich bereits seit Beginn der Steiermark-Traverse freue: 2½ Tage durch die Rottenmanner & Wölzer Tauern nach Donnersbachwald, immer auf der Höhe, nach der Edelrautehütte für 2 Tage kein weiterer Stützpunkt unterwegs (sofern man nicht rechts oder links absteigen möchte), sprich Biwak unumgänglich 🙂

Mal sehen, wann es klappt!

Link: Fortsetzung durch Rottenmanner & Wölzer Tauern



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3 Kommentare

  1. schon mal überlegt aus diesem äußerst amüsanten, lehrreichen und dabei kurzweiligen blog ein gebundenes werk zu machen? ich würd’s kaufen 🙂
    viel spass bei der nächsten etappe (die königliche?).
    pierre

  2. Liebe Wanderfreunde,

    ist erfreulich, dass der Zentralalpenweg 02 so schön illustriert dargeboten wird. Gratulation zu der Tour.

    Viel Erfolg auf weiteren 02-Touren wünscht Euch

    Fritz Peterka, Begründer des WW 02

  3. Liebe Weitwanderer!
    Danke für eure spannenden und unterhaltsamen Wegbeschreibungen, die uns motiviert haben auch einige Teilstrecken zu erwandern. Sind erst gestern von den Sekkauer Tauern zurückgekommen und waren begeistert vomTremmelberg, Ingeringsee und Kettentörl – bei strahlendem Wetter. Da die Bergerhube derzeit umgebaut wird und wir etwas langsamer unterwegs sind (wir haben Helena, unsere Hündin dabei, die immer spielen will), haben wir uns allerdings in Richtung Trieben abgesetzt und werden zu einem späteren Zeitpunkt weiter machen.
    Wir sind schon sehr gespannt auf eure Fortsetzung!!! – Viel Erfolg auf den nächsten Etappen!!!
    Doris+Annemarie

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